Gate Opening

Begriffe mit * werden am Rand erklÀrt.
Links fĂŒhren zu externen Quellen.
Unterstrichene Links fĂŒhren weiter im Kunstweltglossar.

Gate Open|ing [ÉĄeÉȘt ˈoʊp.nÉȘƋ], das <lat.-engl.>: dt. jmd., etw. das Tor öffnen: Das Gate Opening ist das bewusste Öffnen und die aktive Ermöglichung von Teilhabe, DiversitĂ€t und Zugang zur Kunstwelt.

Gate Opening beschreibt eine Haltung und Praxis in der Kunstwelt, die bewusst Barrieren abbaut, marginalisierte Perspektiven einlĂ€dt und Machtstrukturen hinterfragt. Es ist damit der Versuch, aus elitĂ€ren Systemen gemeinschaftliche RĂ€ume zu machen, und zugleich ein Ansatz zur Förderung einer gleichberechtigten, vielfĂ€ltigen und zukunftsfĂ€higen Kunstwelt. 

Im Podcast Death of an Artist (Season 1, Episode 8, 2022) fasst Kuratorin Patricia Margarita Hernandez diese Haltung im GesprĂ€ch mit Produzentin Maria Luisa Tucker eindrucksvoll zusammen:

Hernandez: “So, my experience of the art world is one that’s very committed to people and to history and futures – equitable futures to be exact. But from that experience I felt very conflicted and I think I still do. (
) When I think about my thoughts of gatekeeping, yes, I guess I could say and acknowledge that I could be a gatekeeper, but I just don’t think I’ve ever really been in those positions. I’m trying to do the opposite of that, you know, trying to think of how does the ‘we’ learn ‘with’ versus who can I show versus not show?”

Tucker: “So you want to be a gate opener?”

Hernandez: “Yeah. That. Yeah.”1

WĂ€hrend der Begriff Gate Opening aktuell noch selten verwendet wird, benutzen wir im ArtVenture Club e.V. ihn als GegenstĂŒck und bildhafte Begriffsumkehr zum mittlerweile weit verbreiteten “Gatekeeping”, dem bewussten – oder auch unbewussten – Abschotten und Kontrollieren von ZugĂ€ngen, Ressourcen oder Deutungshoheit. Das Gatekeeping ist in der Kunstwelt weit verbreitet und nimmt direkten Einfluss darauf, wer Zugang zu Ressourcen, Sichtbarkeit und institutioneller Anerkennung im Kunstbetrieb erhĂ€lt. Es zeigt sich jedoch auch, dass diese Praxis zunehmend kritisch diskutiert und sowohl in Institutionen als auch in individueller Arbeitspraxis reflektiert wird – und daher ein Begriff wie Gate Opening immer wichtiger wird.

Doch bislang ist das dem Gatekeeping entgegengesetzte, barrierearme Handeln des Gate Opening noch wenig bekannt und wird selbst in der einschlĂ€gigen Literatur und Kommunikation kaum verwendet. Stattdessen sprechen Kunstinstitutionen, Netzwerke und Diversity-Expert:innen meist allgemein von Inklusion (“Inclusion” / “Arts Inclusion”), “Inclusive Art” oder “Equity in the Arts”. Auch Zugang (“Open Access”), Partizipation (“Participation”) oder DiversitĂ€t (“Diversity”) sind zentrale Begriffe, wenn es um eine offene, vielfĂ€ltige Kunstwelt geht.

Diese Begriffe spiegeln in unterschiedlicher KomplexitĂ€t Ideen des Gate Opening und beschreiben Praktiken und Haltungen, die Zugang, Offenheit und ReprĂ€sentanz fördern, wĂ€hrend sie gezielt Barrieren abbauen. Gemeint ist stets, dass Teilhabe ermöglicht und neue Perspektiven willkommen geheißen werden.

Wir im ArtVenture Club e.V. glauben an die Werte und Praktiken des Gate Opening und wollen mit unserer Arbeit einen Beitrag leisten, die TĂŒren und Tore der Kunstwelt ein StĂŒck weiter zu öffnen. Wir laden Dich herzlich ein, uns dabei zu unterstĂŒtzen.

Endnoten

1 Hernandez, Patricia Margarita, und Maria Luisa Tucker. Death of an Artist, Season 1, Episode 8, „An Epilogue (Live from A.I.R. Gallery)“. Podcast, 30. September 2022. Pushkin Industries. https://www.pushkin.fm/podcasts/death-of-an-artist/an-epilogue-live-from-a-i-r-gallery (zuletzt besucht: 12.05.2024).

Über die Autorin

Nathalie Krall, M.A.

Nathalie lebt in DĂŒsseldorf-Flingern und bewegt sich als freiberufliche Kunsthistorikerin und Artist Liaison zwischen Bildschirm, Buch, Atelier und Institution. Sie begleitet KĂŒnstler:innen durch die Höhen und Tiefen des Kunstmarkts und gestaltet mit collectAR neue Wege, Kunst digital zu bewahren und durch Augmented Reality und Storytelling lebendig erfahrbar zu machen. Als Initiatorin und Vorstandsvorsitzende vom ArtVenture Club e.V. setzt sie sich fĂŒr eine gerechte, vielfĂ€ltige und nachhaltige Kunstwelt der Zukunft ein. Sie ist Initiatorin und Koordinatorin des FrauenOrts NRW fĂŒr die JugendstilkĂŒnstlerin Ilna Wunderwald (1875–1957) in DĂŒsseldorf, ein Projekt des FrauenRat NRW e.V., das lebendige Erinnerungskultur fördert und sichtbar macht: Frauen schreiben (Kunst-)Geschichte.

Zitiervorgabe

Text:
Nathalie Krall

Zitiervorgabe:
Krall, Nathalie. “Gate Opening – Kunstweltkompass.” ArtVenture Club, 13.10.2025.
https://www.artventureclub.org/kunstweltkompass/g/gate-opener/.

Verwendungshinweis:
Die Autorin erteilt die Erlaubnis, erweiterte Zitate aus dem Textmaterial zu verwenden. Im Falle eines Zitats muss die Originalquelle vollstÀndig angegeben werden. Jede weitere Verwendung dieser Inhalte bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung der Urhebenden.

zuletzt bearbeitet am:
20. Oktober 2025

Unser Hauptbild

Nicolai Astrup (geb. 1880 in Bremanger, Norwegen, gest. 1928 in FĂžrde, Norwegen), An der offenen TĂŒr, GemĂ€lde, ca. 1908–1910, Öl auf Leinwand,
87,0 x 110,0 cm, Privatsammlung, Public Domain, Bild: nikolai-astrup.no

Irrtum? Fehler? Panne? Fehlt etwas?

SelbstverstĂ€ndlich bemĂŒhen wir uns, Wissen gut zusammen zu fassen, Informationen richtig wiederzugeben und alle Quellen zu nennen.

Sollte uns dabei aus Versehen doch mal ein Fehler unterlaufen, gib uns bitte Bescheid unter info@artventureclub.org. 🙈

NatĂŒrlich gibt es immer Raum fĂŒr Verbesserungen und wir freuen uns ĂŒber alle VorschlĂ€ge und Ideen, um unser Kunstweltglossar besser zu machen. 🙏

Leave a Reply