Queer Gaze

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Queer Gaze [kwɪ(ə)rˈɡeɪz], der <lat.-engl.>: dt. Queerer Blick: Der Queer Gaze ist ein Blickwinkel, der normkritisch auf Geschlecht, Sexualität und Machtverhältnisse schaut. Er dekonstruiert dominante, heteronormative und binäre Sehgewohnheiten und macht queere Lebensrealitäten sichtbar.

Ausgehend vom Male Gaze, der über Jahrhunderte auch in der Kunstgeschichte die vorherrschende Perspektive war, rücken in kunstwissenschaftliche Debatten zunehmend erweiterte Ansätze in den Fokus:

Wer schaut und auf wen?
Wer wird wie gezeigt?
Was wird sichtbar – und was bleibt verborgen?
Und welche Bilder und Narrative entstehen dadurch?

Während der Male Gaze aus männlich-heterosexueller Perspektive Frauen oft als Objekte des Begehrens darstellt, eröffnet beispielsweise der Female Gaze neue Räume für weibliche Selbstwahrnehmung, Intimität und andere Formen des Erzählens.

Der Queer Gaze geht noch darüber hinaus: Er stellt Geschlechterrollen, binäre Normen und hegemoniale Machtverhältnisse infrage und bringt queere Perspektiven, Ambivalenzen, Zwischenräume und fluides Begehren ins Bild. So fragt er:

Was übersehen wir, wenn wir nur aus vertrauten Blickwinkeln schauen?

Ob in Kunst, Film oder Vermittlung: Der Queer Gaze lädt dazu ein, Sehgewohnheiten zu hinterfragen und neue Perspektiven einzunehmen. So können jenseits von Klischees, Normen und starren Zuschreibungen neue Deutungsräume eröffnet werden.

Queer [kwɪ(ə)r], Adj. <lat.-engl.>: ursprünglich: eigenartig, merkwürdig, seltsam, komisch; Sammelbegriff für sexuelle und geschlechtliche Identitäten jenseits der binären, heterosexuellen und cis-gender Norm. Der Begriff verhandelt in seiner Grundstruktur die Normen und Devianzen von Sexualität und Geschlecht.

Chesley Bonestell (geb. 1888 in San Francisco, CA, USA, gest. 1986 in Carmel-by-the-Sea, CA, USA), Castles in the Air (dt. Luftschlösser),
Illustration, in: The Tatler, Christmas Issue, 1925, Public Domain, Bild: archive.org

Weitere Informationen

Hessen Kassel Heritage, Justus Lange und Malena Rotter. Alte Meister que(e)r gelesen. Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2023.

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. “Male/Female/Queer Gaze – Blickregime, Ordnungen und Perspektiven in der visuellen Kultur der Gegenwart.” Seminarbeschreibung, 2025. https://www.burg-halle.de/en/course/l/male-female-queer-gaze-blickregime-ordnungen-und-perspektiven-in-der-visuellen-kultur-der-gegenwart (zuletzt besucht: 26.05.2025).

Davis, Whitney. “Schwulenbilder: Kunstgeschichte und Homosexualität.” FKW – Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur, Nr. 29 (2000): 41–52. https://www.fkw-journal.de/index.php/fkw/article/download/524/521 (zuletzt besucht: 26.05.2025).

Eickel, Dominik, Laura König, Annika Lisa Richter und Luise Thieme. “Queer it up! Vier Perspektiven auf queerende Kunst\Geschichten.” kritische berichte 51, Nr. 3 (2023). https://doi.org/10.11588/kb.2023.3.97266 (zuletzt besucht: 26.05.2025).

Fichter, Kero. “Breaking the Canon – Wie man die Kunst der Renaissance und des Barocks queert.” 07.12.2023. https://www.kunstundkaviar.de/blog/breaking-the-canon-wie-man-die-kunst-der-renaissance-und-des-barocks-queert (zuletzt besucht: 26.05.2025).

Hecht, Lisa. “Gender und Queer Studies als Methoden der Kunstwissenschaft.” Kunstchronik. Monatsschrift für Kunstwissenschaft 77, Nr. 8 (August 2024): 560–568. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/kchronik/article/view/105828/101380 (zuletzt besucht: 26.05.2025).

Hecht, Lisa, und Hendrik Ziegler (Hrsg). Queerness in der Kunst der Frühen Neuzeit? Wien/Köln: Böhlau, 2023. https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/media/pdf/1d/cb/56/9783412527679_sample.pdf (zuletzt besucht: 26.05.2025).

KUNST + kaviar. “Wie queer ist die frühe Neuzeit?” Instagram-Beitrag, 30.11.2023. https://www.instagram.com/p/C0RJB7ItSHv/ (zuletzt besucht: 26.05.2025).

Mulvey, Laura. “Visual Pleasure and Narrative Cinema.” Screen 16, Nr. 3 (1975): 6–18. https://academic.oup.com/screen/article-abstract/16/3/6/1603296?redirectedFrom=fulltext (zuletzt besucht: 26.05.2025).

Paul, Bärbel, und Johanna Schaffer (Hrsg.) Mehr(wert) queer: Visuelle Kultur, Kunst und Gender-Politiken. Berlin: GenderOpen, 2009. https://www.genderopen.de/bitstream/handle/25595/1114/Paul_2009_MehrwertQueer.pdf (zuletzt besucht: 26.05.2025).

Soloway, Joey [früher Jill]. “The Female Gaze.” Vortrag, Toronto International Film Festival (TIFF), 11.09.2016. https://www.youtube.com/watch?v=pnBvppooD9I (zuletzt besucht: 26.05.2025).

Über die Autorin

Nathalie Krall, M.A.

Nathalie lebt in Düsseldorf-Flingern und bewegt sich als freiberufliche Kunsthistorikerin und Artist Liaison zwischen Bildschirm, Buch, Atelier und Institution. Sie begleitet Künstler:innen durch die Höhen und Tiefen des Kunstmarkts und gestaltet mit collectAR neue Wege, Kunst digital zu bewahren und durch Augmented Reality und Storytelling lebendig erfahrbar zu machen. Als Initiatorin und Vorstandsvorsitzende vom ArtVenture Club e.V. setzt sie sich für eine gerechte, vielfältige und nachhaltige Kunstwelt der Zukunft ein. Sie ist Initiatorin und Koordinatorin des FrauenOrts NRW für die Jugendstilkünstlerin Ilna Wunderwald (1875–1957) in Düsseldorf, ein Projekt des FrauenRat NRW e.V., das lebendige Erinnerungskultur fördert und sichtbar macht: Frauen schreiben (Kunst-)Geschichte.

Zitiervorgabe

Text:
Nathalie Krall

Zitiervorgabe:
Krall, Nathalie. “Queer Gaze.” ArtVenture Club, 26.05.2025.
https://www.artventureclub.org/kunstweltglossar/q/queer-gaze/.

Verwendungshinweis:
Die Autorin erteilt die Erlaubnis, erweiterte Zitate aus dem Textmaterial zu verwenden. Im Falle eines Zitats muss die Originalquelle vollständig angegeben werden. Jede weitere Verwendung dieser Inhalte bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung der Urhebenden.

Zuletzt bearbeitet am:
28. Mai 2025

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