Kunst & cocktails № 5
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15. Juli 2025
Waltraud Lenhart x Marthe Donas
Rückblick zur Veranstaltung
Ein Clubabend wie ein Wohnzimmergespräch, mit Platz für Leidenschaft, Ernsthaftigkeit und persönliche Zwischentöne.
Waltraud Lenhart, Gründungsmitglied vom ArtVenture Club e.V., Kunstvermittlerin aus Leidenschaft und Kunsthistorikerin mit einem wachen Blick für das Unterschätzte, entführte uns in die bisher wenig bekannte Welt der belgischen Malerin Marthe Donas (1885–1967). Ihr Vortrag über das Selbstporträt in Gelb (1920) war teils kunsthistorische Analyse, teils sehr persönliches Teilen von Bewunderung, Staunen und Waltrauds ganz eigener Verbindung zu diesem Werk. Und ihre Begeisterung sprang über: Plötzlich sahen wir hinter den goldenen Farben und den kubistischen Formen eine Künstlerin, die sich selbst inmitten einer von Männern dominierten Kunstwelt behauptete.
Marthe Donas (geb. 1885 in Antwerpen, Belgien, gest. 1967 in Audregnies, Quiévrain, Belgien), Selbstbildnis in Gelb, Gemälde, 1920, Öl auf Leinwand, 70,0 x 65,0 cm, Privatsammlung, Bild: HEN-Magonza via flickr.com
Um das zu erreichen, verwendete sie auf Anraten ihrer männlichen Künstlerfreunde oft androgyne Pseudonyme und stellte seit 1919 mal als “Tour Donas”, mal als “Tour d’Onasky” erfolgreich bei Ausstellungen in der internationalen Kunstszene aus. Ein Zitat von ihr beschreibt treffend die Situation der Künstlerinnen in ihrer Zeit:
Für eine Frau ist es ein Luxus, die Ziele der Kunst zu erreichen, den sich nur wenige erlauben können. Man denkt wenig an die schmerzhafte Anstrengung oder den Mut, den eine Frau braucht, um es zu wagen, das Neue, das ihre Sensibilität hervorbringt, abseits des leichten, alltäglichen Weges der Herde auszudrücken.
Besonders berührend war der Moment, als Waltraud begeistert von ihrer ersten Begegnung mit Donas’ Selbstbildnis in der Ausstellung “Fantastisch Real – Belgische Moderne von Ensor bis Magritte” 2021 in der Kunsthalle München erzählte, von einem Moment, der ihren Blick öffnete und bis heute nachklingt. Sie erinnerte uns alle daran, wie wertvoll es ist, offen für neue Entdeckungen zu sein – und wie viele Künstler:innen noch darauf warten, (wieder-)entdeckt zu werden.
Es sollte auch uns Kunsthistorikerinnen öfter passieren, dass wir uns einfach mal vor ein Bild stellen – ohne zu überlegen, wofür wir es gebrauchen können – und sagen: “Wow, ich habe mich in ein Bild verliebt!” (Waltraud Lenhart)
Das Gespräch entfaltete sich über Donas’ Lebensweg, ihre Pariser Jahre, den Weg zu ihrem eigenen Stil, ihre flächenhafte Malweise und auch darüber, warum ihr Werk trotz seiner Qualität oft im Schatten steht. Gemeinsam blickten wir über den Tellerrand der deutschen Kunstgeschichtsschreibung hinaus auf die belgische Moderne und ihre Verbindungen in die Welt; auf Brüssel als Kunstmetropole und auf die Bedeutung von kulturellem Transfer in Europa. Dabei ging es auch um den nach wie vor vorherrschenden Eurozentrismus in der Kunstwelt – und ob wir selbst diesen überhaupt so nennen können, wenn doch bereits Länder wie Belgien, Polen und Skandinavien “sondereuropäisch” behandelt werden.
Kulturtransfer hat es immer gegeben, in jeglicher Hinsicht. Diese Kleinräumigkeit, wie wir sie heute kennen, ist zum Teil eine Erfindung nationalistischen Gedankenguts des 19. Jahrhunderts. Da müssen wir jetzt langsam drüber weg. Wenn wir globalisiert denken, dann müssen auch diese Grenzen fallen. (Waltraud Lenhart)
Wie also können wir in einer globalen Welt zu einer globalen Kunstgeschichte finden? Die Antwort darauf kennen wir (noch) nicht, aber wir entdeckten den gemeinsamen Willen, uns auf den Weg zu machen!
Es bleibt ein großer Nachhall zu einer außergewöhnlichen Künstlerin, die der (Kunst-)Welt noch viel zu bieten hat, zu den Erfahrungen von Frauen in der Kunstwelt – gestern und heute – und zu der großen Frage, wie wir einen breiteren, inklusiveren Kunstdiskurs fördern? Einen, der von den großen Stimmen lebt, aber auch von leisen Tönen, ungewöhnlichen Wegen und grenzüberschreitenden Perspektiven.
Wir sind dankbar für diesen Abend. Für Waltrauds geteilte Begeisterung. Für das gemeinsame Denken und Fühlen. Für ein Gemälde in Gelb und Gold, das uns gezeigt hat, wie viel Kunst noch in den Zwischenräumen darauf wartet, entdeckt zu werden.
(Text: Nathalie Krall)
Passend zum Thema gab es unseren selbstkreierten “L’Art du Shandy”.
Herbsüß, süffig, blond. Für die Sommerausgabe 2025 unserer Serie “Kunst & Cocktails” bringen wir im Glas die Kulturen zusammen: L’Art du Shandy!
Ein Shandy ist ein Biermischgetränk, das traditionell aus hellem Bier und Limonade besteht. Erfrischend leicht, spritzig und besonders beliebt im Sommer – perfekt für eine kreative Abkühlung!
Unser L’Art du Shandy ist ein Beitrag zur grenzüberschreitenden Kunst der Begegnung und zeigt: Belgische Abteien und bayerische Alpenwiesen treffen sich im Glas zu einem überraschend harmonischen Dialog aus Licht, Struktur und Geschichte. Kunst zum Trinken!
Zutaten:
- 0,33 l Leffe Blonde (sehr gut gekühlt)
- 0,33 l Almdudler (ebenfalls sehr gut gekühlt)
- frische Minze
Zubereitung:
Almdudler in ein vorgekühlte Glas geben. Im Mischverhältnis 1:1 langsam mit Leffe Blonde auffüllen, dabei behutsam eingießen, um die Schaumkrone zart zu halten. Leicht umrühren, nicht aufschäumen.
Mit einem Zweig frischer Minze garnieren.
Tipp:
L’Art du Shandy in einer gekühlten Cocktailschale servieren. Das verleiht ihm Eleganz und setzt die goldene Farbe und die feine Perlung ganz besonders ästhetisch in Szene.
Santé und Prosit! 🍻
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