Circular Economy

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Cir|cu|lar E|con|o|my [ˈsər-kyə-lər ɪˈkɒnəmi], die; -, …ies [ˈsər-kyə-lər ɪˈkɒnəmiz], <lat.-engl.>: die Kreislaufwirtschaft: ein regeneratives System für Produktion und Verbrauch, das eine Minimierung von Energie- und Ressourceneinsatz, Abfallproduktion und Emissionen sowie die Verlängerung des Lebenszyklus bestehender Ressourcen zum Ziel hat. Der Leitsatz des Modells ist “Reduce, Reuse, Repair and Recycle” (dt. Vermeiden, Wiederverwenden, Reparieren und Recyceln). Den Gegenpol zur Kreislaufwirtschaft bildet die Linearwirtschaft, die mit “Take, Make, Waste” (dt. Nehmen, Herstellen, Wegwerfen) zusammenzufassen ist. 

2020 verabschiedete die EU-Kommission einen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft, der eine CO₂-neutrale, ökologisch nachhaltige, giftfreie und vollständig kreislauforientierte Wirtschaft bis 2050 zum Ziel hat. 

Eine Umstellung auf ein zirkuläres Produktionsmodell trägt durch Emissionsreduktion und Abfallreduzierung direkt zum Klima- und Umweltschutz bei. Der verringerte Verbrauch neuer Ressourcen erhält zudem wichtige Lebensräume und bewahrt so die Biodiversität des Planeten. Im Hinblick auf die zunehmende Knappheit natürlicher Rohstoffe sowie die Abhängigkeit von internationalen Importen ist diese Wende langfristig unvermeidbar. 

Für einen ganzheitlich zirkulären Ansatz wird bereits im Design auf Langlebigkeit hingearbeitet und auch bei der Produktion werden Zerlegbarkeit und Reparierbarkeit beachtet, um Instandhaltung und Reparatur sowie eine effiziente Rückführung in den Wertstoffkreislauf zu ermöglichen. Neben der Wieder- oder Weiterverwendbarkeit der Materialien sind auch ressourcenschonende Prozesse von Bedeutung. Konzepte hierfür sind z.B. Leasing- oder Sharingmodelle, die sowohl in der Produktion Anwendung finden, als auch während der Gebrauchszeit des Produkts. Am Ende des Lebenszyklus stehen Remanufacturing (dt. Refabrikation) oder Refurbishing (dt. Aufbereitung) im Fokus, das Recycling ist hier als letzte Instanz zu betrachten. 

Hervorzuheben ist der Cradle to Cradle*-Ansatz, der einen endlosen Ressourcenkreislauf anstrebt. Hier werden ausschließlich Materialien verwendet, die für Mensch und Umwelt unbedenklich sind und außerdem so verbaut werden, dass sie rückstandslos voneinander getrennt und so wiederverwertet werden können. Neben der technischen Wiederverwertung wird auch ein biologischer Ressourcenkreislauf angestrebt, was z.B. Kompostierung beinhaltet.

Cradle-to-Cradle:
engl: von der Wiege zur Wiege; Begriff für einen idealen Produktionsprozess, bei dem nichts verloren geht und alle Materialien in einem Kreislauf wiederverwendet werden; Gegenteil von Cradle-to-Grave (engl: von der Wiege zum Grab), bei dem Produkte nach der Nutzung entsorgt werden

Rudolf Ritter von Alt (geb. 1812 in Wien, gest. 1905 in Wien), Das Atelier vor der Versteigerung, Gemälde, 1855, Öl auf Leinwand, Historisches Museum der Stadt Wien, Public Domain, Bild: wikiart.org

Auch in der Kultur- und Kreativwirtschaft gibt es bereits einige Ansätze, die sich mit dem Thema Circular Economy beschäftigen. Hier steht eine neue soziale, künstlerische und ökologische Nutzung statt der Entsorgung von Materialien und Werkstoffen im Vordergrund. Dies erfolgt z.B. durch Materialsammlungen und -vermittlungen, die die Weiterverwendung und Aufbereitung ebendieser Ressourcen ermöglichen und so Modellorte einer Kreislaufwirschaft in der Kultur darstellen. Der häufig ganzheitliche Ansatz, der sowohl Künstler:innen, Kultureinrichtungen, als auch Bildungsträger, soziale Einrichtungen und sogar Privatpersonen miteinbezieht, bestärkt die Bildung eines interdisziplinären Ressourcennetzwerks, wodurch die Kultur auch für andere Bereiche zu einem innovativen Knotenpunkt wird.  

Die Kultur als Innovationstreiber wird auch durch die Materialforschung und die künstlerische Auseinandersetzung mit Thematiken rund um Klimawandel und Ressourcen sichtbar. Neben der Upcycling-Bewegung, die auch in der Kunst Einzug gefunden hat, werden neuartige, nachhaltige Materialien häufig zuerst von Künstler:innen und Kreativen in ihrer Arbeit eingesetzt oder von Designer:innen entwickelt. Diese und weitere innovative Konzepte aus dem Kultursektor dienen so als Grundlage für die Anwendung in weiteren Bereichen. 

Zudem ist die Umnutzung bestehender Architektur von und für kulturelle Einrichtungen und Projekte ein Konzept, welches zirkulärwirtschaftliches Denken auf das Thema Kulturerbe anwendet.

Weitere Informationen

Europäisches Parlament, “Wie will die EU bis 2050 eine Kreislaufwirtschaft erreichen?” Europäisches Parlament. 04.02.2021, aktualisiert 18.01.2023. https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/priorities/kreislaufwirtschaft/20210128STO96607/wie-will-die-eu-bis-2050-eine-kreislaufwirtschaft-erreichen (zuletzt besucht: 01.10.2023)

Materialinitiativen IfM, “Achtung Utopie! – Zukunftsvision der Materialinitiativen IfM.” Kulturstiftung des Bundes. 27.10.2021. https://www.kulturstiftung-des-bundes.de/fileadmin/user_upload/content_stage/emas/IfM_Falblatt_Ansicht_final.pdf (zuletzt besucht: 01.10.2023) 

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Hans Sauer Stiftung München, “Design Lab #8: Material Loops. Wege in eine kreislauffähige Zukunft.” Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin. 23.06.2021. https://smart.smb.museum/media/exhibition/73498/Reader_Design-Lab-8_HiRes.pdf (zuletzt besucht: 01.10.2023) 

Ruhr Tourismus GmbH. “Die Route Industriekultur…” Route Industriekultur. 15.02.2023, aktualisiert 13.03.2023. https://www.route-industriekultur.ruhr/die-route-industriekultur/ (zuletzt besucht: 01.10.2023)

Über die Autorin

Sarah Neuwirth, B.A.

Sarah ist studierte Modedesignerin und unter dem Namen Woodcabin als freiberufliche Workshop-Leiterin und Upcycling-Designerin tätig. In dieser Rolle verbindet sie Nachhaltigkeitsbildung mit Kunst und Design, um Menschen jeden Alters auf kreative Weise ein neues Bewusstsein für die Umwelt und Ressourcenschonung zu vermitteln. Außerdem ist sie als Designerin für Kultureinrichtungen sowie Unternehmen tätig und gibt dort entstehenden wertfreien Materialien ein neues Leben.

Mit ihrer Basis in Dortmund ist Sarah im ganzen Ruhrgebiet unterwegs, bewegt sich auch häufiger im Rheinland und ist auch immer wieder in der Oberpfalz anzutreffen. In Dortmund ist sie Mitorganisatorin von FemArt Dortmund, einem feministischen Netzwerk für kreativschaffende FLINTA* und Mitglied bei den Urbanisten, einem Verein, der sich für die Verbesserung des Zusammenlebens im urbanen Raum einsetzt.

Als aktive Gestalterin der Zukunft widmet sich Sarah im ArtVenture Club vor allem Themen rund um Nachhaltigkeit, Klima- und Kulturschutz zuständig.

Zitiervorgabe

Text:
Sarah Neuwirth

Zitiervorgabe:
Neuwirth, Sarah. “Circular Economy – Glossar.” ArtVenture Club, 02.10.2023. https://www.artventureclub.org/kunstweltglossar/c/circular-economy/.

Verwendungshinweis:
Die Autorin erteilt die Erlaubnis, erweiterte Zitate aus dem Textmaterial zu verwenden. Im Falle eines Zitats muss die Originalquelle vollständig angegeben werden. Jede weitere Verwendung dieser Inhalte bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung der Urheberin.

zuletzt bearbeitet am:
11. Oktober 2023

Permalink:
https://www.artventureclub.org/kunstweltglossar/c/circular-economy/

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